In den Hausmüll geschmissene Lithium-Ionen-Akkus und –Batterien verursachen auf den Anlagen der Entsorgungsunternehmen immer häufiger Brände und gefährden die Gesundheit der dortigen Mitarbeitenden. Die Entsorgungsunternehmen des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte starten deshalb gemeinsam mit dem Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser-, und Kreislaufwirtschaft (BDE) die Aufklärungskampagne „Brennpunkt Batterie“.
Kompakt, leistungsstark und aus unserer Welt nicht mehr wegzudenken: Jedes Jahr werden mehr Lithium-Ionen-Akkus und –Batterien nach Deutschland importiert – in Mobiltelefonen und E-Bikes, aber auch in E-Zigaretten, Spielzeug oder anderen Elektrogeräten. Die Sammelquote der in den Verkehr gebrachten Gerätebatterien lag laut dem BDE im Jahr 2021 bei 48%. Und wo sind die restlichen ca. 52%?
Sie landen, leider zu häufig, in der schwarzen Tonne. Und das ist ein Problem, denn mechanische Belastungen, wie das Presswerk in den Sammelfahrzeugen oder die Zerkleinerung in der Recyclinganlage, können zu Kurzschlüssen und chemischen Reaktionen der Akkus und Batterien führen. Bei diesen entstehen nicht selten Temperaturen von bis zu 1000 Grad Celsius. Rund neunmal im Jahr, berichtet OVVD-Geschäftsführer Eiko Potreck, müsse die Freiwillige Feuerwehr zur Mechanisch-Biologischen Abfallaufbereitungsanlage in Rosenow ausrücken, um solche Brände zu löschen. Noch häufiger stoppen Branddetektoren die Anlage und löschen punktgenau Hitzenester, die als Ursache oft defekte Akkus haben. Auch bei der REMONDIS Seenplatte GmbH ist das Problem bekannt: „Wir haben jährlich etwa 15 bis 20 Vorfälle, bei denen die Ladung der Fahrzeuge anfängt zu qualmen“, so REMONDIS Geschäftsführer Florian Roesberg. Weil diese Vorfälle neben den wirtschaftlichen Schäden vor allem die Arbeitsplätze der Mitarbeitenden unsicherer machen, beteiligen sich die Entsorger nun an der Kampagne.
Die BDE-Kampagne „Brennpunkt Batterie“ versucht mit Filmen, Anzeigen und dem Verteilen von Aufklebern auf das Problem aufmerksam zu machen. Auch im Landkreis MSE wird der Brennpunkt Batterie“-Aufkleber auf immer mehr schwarzen Tonnen zu finden sein. Ziel ist es, dass die Recyclingquote der Lithium-Ionen-Akkus steige, so BDE-Sprecher Bernhard Schodrowski. Die Möglichkeiten für die richtige Entsorgung sind da, man müsse sie nur nutzen. So können alte Lithium-Ionen-Akkus beispielsweise kostenlos auf allen Wertstoffhöfen im Landkreis abgegeben werden.
Warum das Problem am Ende jeden Einzelnen angeht, erklärt Bau- und Umweltdezernent Torsten Fritz: „Das Ziel unserer Verwaltung sind möglichst geringe Abfallgebühren. Doch durch die zahlreichen Brände entstehen den Entsorgern immer wieder Schäden, die sich irgendwann zwangsweise auch in höheren Gebühren widerspiegeln. Am Ende profitieren wir alle davon, wenn wir dieses Problem ernst nehmen und entsprechend handeln.“ Je mehr das Problem von Lithium-Ionen-Batterien und -Akkus im Hausmüll in das Bewusstsein der Bürgerinnen und Bürger rücke, desto besser, so Fritz.
Unter www.brennpunkt-batterie.de finden sich weitere Informationen zum Thema.
Aufklärungskampagne "Brennpunkt Batterie"
Florian Roesberg (REMONDIS), Torsten Fritz und Ricarda Rosin (LK MSE), Eiko Potreck (OVVD) und Bernhard Schodrowski (BDE) (v.l.) zeigen die Aufkleber, von denen deutschlandweit schon zwei Millionen an Mülltonnen auf das Problem Aufmerksam machen.